liberal

Der Liberalismus lässt sich anhand dieser Sichtweise kaum einer bestimmten politischen Orientierung im Rechts-links-Schema zuordnen, weil er einerseits sehr stark die rechtliche Gleichstellung propagiert, leistungsbedingte soziale Unterschiede jedoch als Anreiz für persönliches Engagement befürwortet. Eine Einordnung ist mittels Nolan-Diagramm möglich. Oftmals wird von den Liberalen dem Gegensatz elitär-egalitär der Gegensatz liberal-regulativ entgegengesetzt. Liberale streben sowohl in Bereichen des persönlichen als auch im Bereich des wirtschaftlichen Lebens nach der größtmöglichen Selbstbestimmung und Eigenverantwortung des Individuums. In Deutschland und anderen europäischen Staaten wird der parlamentarische Liberalismus aufgrund seiner Wirtschaftsnähe („Leistungsgerechtigkeit“) teilweise als politisch „rechts“ oder „bürgerlich“ eingestuft. In den Vereinigten Staaten wird „liberalism“ aufgrund der Betonung auf gesellschaftliche Gleichstellung und Individualrechte eher als politisch „links“ angesehen (vergleichbar mit der europäischen Sozialdemokratie), während Liberale nach europäischem Verständnis eher als „fiscal conservative“ oder „libertarian“ (vgl. Libertarian Party) bezeichnet werden.

Liberalismus
Der Liberalismus (lateinisch liber, „frei“; liberalis, „die Freiheit betreffend, freiheitlich“) ist eine Grundposition der politischen Philosophie und eine historische und aktuelle Bewegung, die eine freiheitliche politische, ökonomische und soziale Ordnung anstrebt. Hervorgegangen ist der Liberalismus aus den englischen Revolutionen des 17. Jahrhunderts. Leitziel des Liberalismus ist die Freiheit des Individuums vornehmlich gegenüber staatlicher Gewalt. Neben dem Konservatismus und dem Sozialismus wird er zu den drei großen politischen Ideologien gezählt, die sich im 18. und 19. Jahrhundert in Europa herausgebildet haben.

Libertarismus
Libertarismus (lateinisch Libertas ,Freiheit‘) oder Libertarianismus (Lehnwort zu „libertarianism“) ist eine politische Philosophie, die an einer Idee der negativen Handlungsfreiheit als Leitnorm festhält und deren unterschiedliche Strömungen alle vom Prinzip des Selbsteigentums ausgehen und für eine teilweise bis vollständige Abschaffung oder Beschränkung des Staates sind.
Dabei geht es vor allem darum, bis zu welchem Grad ein Staat jedem seiner Bürger Spielregeln setzen darf. Heute wird das Adjektiv „libertär“ im Gegensatz zu „autoritär“ auch mit Bezug auf das politische Spektrum für eine freiheitliche Wertorientierung im gesellschaftlichen Bereich verwendet – unabhängig von der anderen ideologischen Hauptachse, die sich auf die wirtschaftspolitische Ausrichtung auf einer Skala „sozialistisch“ versus „marktliberal“ bezieht.
Die Libertären sind in einer Reihe von normativen und ontologischen Prinzipien einer Meinung, Unterschiede gibt es vor allem in Detailfragen. Robuste Eigentumsrechte und wirtschaftliche Freiheit sind stets zentral, woraus sich eine aus der freien Entwicklung getragene soziale Ordnung ergibt, die im Einklang mit ökonomischen Freiheitsrechten steht. Aktuelle Staatsaufgaben sollten so weit wie möglich ausgelagert und auf private Hände übertragen werden.
Innerhalb des Libertarismus wird vor allem zwischen minarchistischen und anarchistischen Strömungen unterschieden. Libertäre, die auf einen starken Minimalstaat setzen, sind von zwei weiteren Gruppen zu trennen, die eine größere oder kleinere Rolle der Regierung fordern. Den Anarcho-Kapitalisten, denen der Minimalstaat zu groß ist, und den Klassisch-Liberalen, die eine gewisse Offenheit für staatlichen Zwang einräumen zur Bereitstellung öffentlicher Güter.
Des Weiteren herrscht Uneinigkeit über Eigentumsrechte sowie in der naturrechtlichen oder utilitaristischen Begründung individueller Freiheit. Insbesondere wird deshalb innerhalb des Libertarismus zwischen linken und rechten Strömungen unterschieden, die sich durch unterschiedliche Auffassungen über die Grenzen und den Erwerb von Eigentumsrechten unterscheiden.

Sozialliberalismus / Linksliberalismus
Als Linksliberalismus oder Sozialliberalismus wird heute eine politische Strömung bezeichnet, die Liberalismus und Elemente linker Politik verbindet. Der moderne Linksliberalismus versucht, sowohl negative Freiheit (Freiheit von etwas, z. B. Abwehr staatlicher Eingriffe) als auch positive Freiheit (Freiheit zu etwas, z. B. Anspruch auf staatliche Leistungen) zu verwirklichen.
Historisch gesehen ist linker Liberalismus jedoch nicht das gleiche wie sozialer Liberalismus. So haben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entschiedene Linksliberale wie Eugen Richter zwar die reaktionäre Politik der konservativen Eliten kritisiert, aber zugleich den Aufbau eines Sozialstaats abgelehnt. Erst am Beginn des 20. Jahrhunderts vertraten führende Linksliberale wie Theodor Barth und Friedrich Naumann vermehrt sozialpolitische Positionen. Heute bezeichnen sich Linksliberale auch oft als radikaldemokratisch, worin zum Ausdruck kommt, dass die Bürger wesentlich mehr Einfluss auf das staatliche Handeln erlangen sollen, etwa durch einen Ausbau plebiszitärer Instrumente. Der Begriff wurde 1893 von Ignaz Jastrow eingeführt.

Wirtschaftsliberalismus
Wirtschaftsliberalismus oder wirtschaftlicher Liberalismus ist eine ökonomische Ausprägung des Liberalismus. Basis des Wirtschaftsliberalismus ist das Buch Der Wohlstand der Nationen von Adam Smith, der die Einbettung des wirtschaftlichen Eigennutzes in die gesellschaftliche, sittliche und staatliche Ordnung als notwendig erachtete. Die Utopie des Wirtschaftsliberalismus war eine Wirtschaft, die sich ohne staatliche Einmischung über den Markt selbst steuert. Laut Ewald Nowotny handelt es sich um eine liberale Denkrichtung, in deren Mittelpunkt das Konzept der spontanen Ordnung steht, nach dem die unsichtbare Hand des Marktes die Interessen der Individuen und der Gesellschaft in Einklang bringt. Die spontane Ordnung entsteht durch menschliches Handeln, aber nicht nach menschlicher Planung. Dem Wirtschaftsliberalismus liegt der negative Freiheitsbegriff zugrunde, dass Freiheit die Abwesenheit von staatlicher Einschränkung ist. Damit unterscheidet er sich vom politischen Liberalismus, der Freiheit als Möglichkeit zu einem menschenwürdigen Leben versteht (positiver Freiheitsbegriff).

Nationalliberalismus
Nationalliberalismus bezeichnet eine politische Haltung, die sich im 19. Jahrhundert im Streben nach individueller Freiheit (Liberalismus) und nationaler Souveränität bildete.
Die 2013 gegründete Alternative für Deutschland, die sich programmatisch rechts von CDU/CSU und FDP positioniert und viele ehemalige FDP-Wähler an sich binden konnte, wird von einigen Beobachtern auch als „nationalliberal“ charakterisiert.

Neoliberalismus
Neoliberalismus ist die Bezeichnung für eine breite und heterogene Strömung, zu der die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule, aber auch Vertreter der Österreichischen Schule wie Friedrich von Hayek gerechnet werden, obwohl die Abgrenzung der einzelnen Schulen und die Zuordnung einzelner Personen strittig ist. Neben der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung gibt es neuere Begriffsverwendungen von Neoliberalismus als Politisches Konzept, Entwicklungsmodell, Ideologie und Akademisches Paradigma. sowie als „Kampfbegriff“ oder als „politisches Schimpfwort“. Neoliberalismus erscheint heute als wesensmäßig umstrittener Begriff (Essentially Contested Concept).
Neoliberalismus ist eine begriffliche Neuschöpfung (aus altgriechisch νέος neos „neu“, und lat. liberalis „die Freiheit betreffend“), die zuerst 1938 vom französischen Ökonomen Bernard Lavergne als néo-liberalisme geprägt und noch im selben Jahr auf Vorschlag von Alexander Rüstow als Fachausdruck in deutscher Sprache auf dem Colloque Walter Lippmann in Paris definiert wurde. Der Neoliberalismus, wie er ursprünglich im Colloque Walter Lipmann vorgeschlagen worden war, sollte einen neuen Liberalismus konzipieren, jedoch nicht im Sinne eines Marktradikalismus, sondern vielmehr als antikommunistischer und antikapitalistischer Dritter Weg. Vornehmlich in seiner ordoliberalen Ausprägung gilt der deutsche Neoliberalismus der 1930er und 40er Jahre als eine wesentliche theoretische Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft, die allerdings mit größerem Pragmatismus insbesondere hinsichtlich der Konjunktur- und Sozialpolitik eigene Akzente setzte. In Deutschland wurden im Laufe der Zeit mit Ordoliberalismus und Soziale Marktwirtschaft andere Bezeichnungen für die Philosophie des Dritten Weges zwischen Laissez-faire-Liberalismus und Kommunismus populärer und allgemein gebräuchlich. Außerhalb Deutschlands wandten sich die Wirtschaftsliberalen wieder stärker dem Klassischen Liberalismus zu und sahen sich daher nicht (mehr) als Neoliberale. In den 1960er Jahren geriet der Begriff Neoliberalismus daher allgemein in Vergessenheit, seitdem gibt es keinen Kreis von Wissenschaftlern mehr, der sich selbst als neoliberal bezeichnet.
In den 1970er Jahren wurde der Ausdruck Neoliberalismus wieder aufgegriffen und erfuhr einen Bedeutungswandel. Oppositionelle Wissenschaftler in Chile benutzten ihn mit negativer Konnotation und kritisierten damit die von den Ideen der Chicagoer Schule sowie Friedrich August von Hayek beeinflussten radikalen Reformen durch die Chicago Boys. Von hier aus verbreitete sich die neue Wortbedeutung in die angelsächsische Welt. Heute wird der Begriff vorwiegend als pejorative Fremdbezeichnung von „Marktfundamentalismus“ verwendet, nicht selten im Zusammenhang mit der New Right und der damit verbundenen Wirtschaftspolitik Ronald Reagans und Margaret Thatchers.

Ultraliberalismus
Ultraliberalismus wird vorwiegend als politisches Schlagwort verwendet, um zu kennzeichnen, dass bestimmte liberale Überzeugungen in übertriebener Weise ausgebildet sind bzw. zum Extremen neigen.
Schon im 19. Jahrhundert war das Präfix ultra negativ konnotiert: „Ultra, Ultraliberale, Ultraroyalisten, Ultramontane. — Ultra heißt wörtlich jenseits. Es bezeichnet also in den beiden ersten angeführten zusammengesetzten Worten, daß die bestimmte Bestrebung oder Theorie jenseits der richtigen Linie oder Grenze eines freisinnigen oder monarchischen Bestrebens angelangt, aber daß sie durch Uebertreibung verkehrt sei.“

Altliberale
Als Altliberale werden im weiteren Sinn diejenigen Liberalen bezeichnet, die nach 1849 in der Tradition des gemäßigten, konstitutionellen Liberalismus des Vormärz und der Revolution von 1848/49 standen. Im engeren Sinn wird mit dem Begriff eine Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus bezeichnet. Deren Ursprung war die Fraktion Vincke in den 1850er-Jahren. Ihre Abgeordneten gingen, sofern sie seit 1861 nicht schon zur Fortschrittspartei übergegangen waren, nach 1866 in der Nationalliberalen oder der Freikonservativen Partei auf.

Klassischer Liberalismus
Als Klassischer Liberalismus werden unterschiedliche frühe Formen des Liberalismus bezeichnet: zum einen die Lehren der philosophischen Theoretiker John Locke und Immanuel Kant, die den Liberalismus als politische Ideologie systematisch begründeten, zum anderen – seit Beginn des 20. Jahrhunderts – die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der bedeutendsten Vertreter der klassischen Nationalökonomie und Freihandelslehre.

Keynesianismus
Unter Keynesianismus [keɪnz-] wird in den Wirtschaftswissenschaften ein Theoriegebäude verstanden, in dem die gesamtwirtschaftliche Nachfrage die entscheidende Größe für Produktion und Beschäftigung ist. In diesem Sinne geht der Keynesianismus auf John Maynard Keynes’ Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes von 1936 zurück.
Die Interpretation von Keynes’ Allgemeiner Theorie durch John R. Hicks 1937 in Form des IS-LM-Modells war Grundlage der neoklassischen Synthese, als deren bekannteste Vertreter Paul Samuelson und Franco Modigliani gelten. Der amerikanische Neokeynesianismus lieferte die bis etwa 1970 dominierenden ökonomischen Modelle.
Keynes’ engere Schüler in Cambridge lehnten diese Syntheseversuche stets ab, Joan Robinson nannte die neokeynesianische Schule nur verächtlich „bastard keynesianism“.[1] Die entgegengesetzte postkeynesianische Schule konnte jedoch nie starken Einfluss auf die mainstream-Ökonomie gewinnen. Zu ihr zählen Richard Kahn (1905–1989), Joan Robinson (1903–1983), Austin Robinson (1897–1993), Piero Sraffa (1898–1983) und James Meade (1907–1995).
Außerdem bezeichnet Keynesianismus auch verschiedene wirtschaftspolitische Ansätze, die darauf ausgerichtet sind, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu steuern und bei Bedarf die Wirtschaft durch vermehrte Staatsausgaben und durch expansive Geldpolitik zu beleben. Als Hochphase des Keynesianismus weltweit gilt die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (in Deutschland ab 1967) bis in die 1970er Jahre.

Manchesterliberalismus
Der Manchesterliberalismus bzw. der Manchesterkapitalismus, das Manchestertum oder die Manchesterschule bezeichnet eine politische Strömung und Freihandelsbewegung in Großbritannien im 19. Jahrhundert, die in der Stadt Manchester ihren Ausgang nahm. Die bedeutendsten Vertreter des Manchesterliberalismus waren die Engländer Richard Cobden und John Bright sowie der Franzose Frédéric Bastiat. In Deutschland wurden manchesterliberale Positionen von der Deutschen Fortschrittspartei (Hermann Schulze-Delitzsch, Eugen Richter) und vom linken Flügel der Nationalliberalen (Ludwig Bamberger, John Prince-Smith) sowie deren Nachfolgeorganisationen (Liberale Vereinigung, Deutsche Freisinnige Partei, Freisinnige Volkspartei, Freisinnige Vereinigung) vertreten.
Als Inspiration dienten die Schriften der Autoren der klassischen Nationalökonomie, des klassischen Wirtschaftsliberalismus und des Utilitarismus. Bisweilen wird auch Herbert Spencer als Inspiration genannt, was aber chronologisch nicht möglich ist, weil Herbert Spencer sein erstes Buch Social Statics erst 1851 veröffentlichte, also nachdem die Manchesterliberalen 1846 die Abschaffung der Kornzölle mit der 1838 gegründeten Anti-Corn Law League erreicht hatten.
Der Ausdruck Manchesterliberalismus bezeichnet heute vielfach eine Politik, die so weit wie möglich auf den Markt vertraut, und damit eine Extremform des wirtschaftlichen Liberalismus. Seit dem 19. Jahrhundert wird er von Konservativen und Sozialdemokraten auch als Kampfbegriff benutzt.

Egalitärer Liberalismus
Der egalitäre Liberalismus ist eine politische Ideologie, die maßgeblich von John Rawls in seinem Hauptwerk A Theory of Justice (1971) sowie in der Schrift Politischer Liberalismus entwickelt wurde und von der Überzeugung ausgeht, dass Gerechtigkeit vorrangig durch den Grundwert der Gleichheit bestimmt ist. Es scheint unmöglich, einen Konsens aller Gesellschaftsmitglieder in der Definition des Begriffs Gerechtigkeit zu finden, da alle Menschen sich in unterschiedlichen Lebenssituationen, Familien und Einkommensgruppen befinden. Der egalitäre Liberalismus empfiehlt daher, allgemeine Grundwerte für jeden zu garantieren und die Gleichheit zumindest in Hinblick auf Chancen herzustellen und Ungleichheiten, die auf natürlichen oder gesellschaftlichen Bedingungen beruhen können, durch Umverteilung zu kompensieren. Ungleichheiten sind nach Rawls nur dann gerechtfertigt, wenn sie auch zum Nutzen der am schlechtesten Gestellten in der Gesellschaft dienen. Freiheit hat für den egalitären Liberalisten die Funktion, das Ideal der Gerechtigkeit unter Gleichen herzustellen, ist also nicht Zweck, sondern Mittel. Im Gegensatz hierzu steht der Libertarismus, für den die Freiheit einen absoluten Wert bedeutet. Dem egalitären Liberalismus sind neben Rawls auch Bruce Ackerman, Ronald Dworkin und Thomas Nagel sowie in einer erweiterten Auffassung auch die Gerechtigkeitstheorien von Jürgen Habermas und Amartya Sen zuzurechnen.

Badische Liberalismus
Der Badische Liberalismus war eine Anfang des 19. Jahrhunderts in Baden entstandene Form des Liberalismus und des Frühkonstitutionalismus.