konservativ

Konservativ
Konservatismus (auch Konservativismus; von lat. conservare „erhalten, bewahren“ oder auch „etwas in seinem Zusammenhang erhalten“) ist der Sammelbegriff für politische und geistige soziale Bewegungen, die die Bewahrung der bestehenden oder die Wiederherstellung von früheren gesellschaftlichen Ordnungen zum Ziel haben. Neben dem Liberalismus und dem Sozialismus stellt er eine der drei großen politischen Ideologien bzw. Weltanschauungen, die sich im 18. und 19. Jahrhundert in Europa herausgebildet haben, dar. Im Unterschied zu den beiden anderen stellt der politische Konservatismus allerdings mehr eine Haltung in einer spezifischen historischen Situation als eine geschlossene politische Philosophie dar.
In seiner Entstehung als politische Weltanschauung wurde der Konservatismus als Gegenbewegung zur Epoche der Aufklärung und den Ideen der Französischen Revolution sowie des Liberalismus und des Radikalismus beschrieben. Im Gegensatz dazu interpretiert Panajotis Kondylis in seiner Konservativismus-Studie den Konservatismus nicht mehr als bloße Gegenbewegung, sondern versteht sie als Reformulierung der Gedankenwelt der societas civilis.

Nationalkonservativ
Nationalkonservatismus ist ein politischer Begriff zur Beschreibung einer vor allem in Europa verbreiteten Variante des Konservatismus, welche nationale Empfindungen sowie die kulturelle und ethnische Identität betont.
Nationalkonservativen gemeinsam ist eine skeptische bis ablehnende Haltung gegenüber der Zuwanderung und der europäischen Integration, sowie eine Tendenz zum Wertkonservatismus und traditionellen Moralvorstellungen. Sie verstehen den Konservatismus als Korrektiv zu Modernismus und Fortschrittsgläubigkeit und stellen die Gemeinschaft vor das Individuum. Nicht selten geht der Nationalkonservatismus auch Verbindungen zu konservativen religiösen Strömungen ein. Ökonomisch werden hingegen sowohl sozial-marktwirtschaftliche als auch laissez-faire Ansichten vertreten.
Dem heutigen Nationalkonservatismus ist ebenso zu eigen, dass er die direkte Demokratie als „Hort gegen die internationale Verflechtung“ preist und so die populistische Stimmungslage zwischen dem „einfachem Volk“ und der „classe politique“ einfängt. Übergänge zum Rechtspopulismus können insofern fließend sein. Für den Nationalkonservatismus hat sich in der Literatur in synonymer Verwendung teilweise auch der Begriff „Rechtskonservatismus“ eingebürgert, jedoch wird der Nationalkonservatismus abweichend davon auch als besonderer Unterfall des Rechtskonservatismus definiert. In dem Fall sollen rechtskonservative Parteien insofern sie eher „nationale Belange“ in den Mittelpunkt stellen, als „nationalkonservativ“ bezeichnet werden.
Die Verwendung des Begriffs in den Sozialwissenschaften ist widersprüchlich: Während in der Geschichtswissenschaft der Begriff verwendet wird, um völkisch orientierte Parteien wie die DNVP zu charakterisieren und eine ähnliche Verwendung für antidemokratische Vorstellungen auch in der politikwissenschaftlichen Diskussion um die Neue Rechte aufzeigbar ist, wird andererseits in neuerer Literatur der Parteienforschung der Begriff benutzt, um gerade nicht völkisch oder antidemokratisch orientierte Parteien des rechten konservativen Spektrums zu charakterisieren und von Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus abzugrenzen.

rechtskonservativ
Als Rechtskonservativismus wird in Deutschland eine politische Einstellung bezeichnet, die rechts von christlich-konservativen Positionen angesiedelt ist. Die Bezeichnung kann als Selbstbeschreibung von politischen Akteuren verwendet werden, die sich einerseits von diesem Spektrum, andererseits aber auch vom Rechtsextremismus abgrenzen wollen.
In der Politikwissenschaft wird der Begriff für Positionen rechts im konservativen Spektrum verwendet, die sich weder dem Rechtsradikalismus noch dem Rechtsextremismus zuordnen lassen. Die Einschätzung und Verwendung des Begriffs ist jedoch starker Fluktuation unterworfen. Als Merkmal rechtskonservativer Parteien gilt beispielsweise nach jüngerer Standardliteratur, dass
„sie über keinerlei Affinitäten zum völkischen Nationalismus verfügen und sich weder gegen die Grundprinzipien der Demokratie noch gegen die bestehende Verfassungsordnung richten.“
Insofern sie in ihrer Argumentation prominent „nationale Belange“ – keinesfalls jedoch in völkischer Interpretation – in den Mittelpunkt stellen, sollen rechtskonservative Parteien als „nationalkonservativ“ bezeichnet werden.
Geschichts- und politikwissenschaftlich jedoch wurden (und werden) in Deutschland auch völkisch-nationalistische Politikvorstellungen unter dem Begriff rechtskonservativ oder nationalkonservativ auf Parteien wie die DNVP und die Bayerische Mittelpartei der Weimarer Republik oder die Deutschkonservative Partei des Kaiserreichs und auch auf Autoren der Konservativen Revolution bezogen, welche sehr wohl ein völkisches und demokratiefeindliches Weltbild aufweisen konnten. Auch in der jüngeren Diskussion um die Neue Rechte wurden Begriffe wie „rechtskonservativ“ oder „nationalkonservativ“ nicht als ausschließender Gegenbegriff zu offenen oder latent versteckten völkischen und antidemokratischen Überzeugungen gesehen, sondern eher als Oberbegriff für ihr Vorhandensein. Es ist also spezifisch darauf zu achten, wie wissenschaftliche Autoren die Begriffe „rechtskonservativ“ und „nationalkonservativ“ verstanden wissen wollen, um die Zielrichtung ihrer Argumentation zu erfassen.

wertkonservativ
Der Wertkonservatismus ist ein Schlagwort für eine Grundhaltung, welche die in einer Gesellschaft tatsächlich oder vermeintlich vorherrschenden Wertvorstellungen bewahren will. Er unterscheidet sich vom Werterelativismus, gilt aber in erster Linie als Gegenbegriff zum sogenannten Strukturkonservatismus.
Der Begriff des Wertkonservatismus wurde 1975 vom SPD-Politiker Erhard Eppler in seinem Buch Ende oder Wende eingeführt. Als wertkonservativ bezeichnete Eppler eine Politik, die sich für die Bewahrung der Natur, einer humanen und solidarischen menschlichen Gemeinschaft, sowie Wert und Würde des Einzelnen einsetzt. Damit bezog sich Eppler vor allem auf die in den 1970er Jahren erstarkende Umwelt- und Friedensbewegung. Diese wolle Herrschaftsstrukturen verändern, um bestimmte Werte zu erhalten.
Dagegen sah Eppler im traditionellen „konservativen Lager“ einen Strukturkonservatismus verankert, dem es um die Erhaltung der vorhandenen Machtstrukturen gehen würde. Der Gegenbegriff des Strukturkonservativismus wurde dabei negativ besetzt. Es stellt die zu kritisierende Organisation oder Person als modernisierungsfeindliche Bewahrer überkommener Strukturen dar. Laut Eppler geht es dem Strukturkonservatismus um „die Konservierung von Privilegien, von Machtpositionen, von Herrschaft“.
Bereits in den 1970er Jahren wurde dieser Gegensatz von sozialdemokratischen Politikern aufgegriffen, unter anderem von Helmut Schmidt, doch konnten auch die Grünen durch ihr Eintreten für ökologische Themen in Anspruch nehmen, wertkonservativ zu argumentieren. Später ist der Begriff auch von traditionell dem Konservatismus zuzuordnenden Kräften aufgegriffen worden. Den Vorwurf des Strukturkonservatismus weisen Konservative von sich.

neokonservativ
Der Neokonservatismus, auch Neokonservativismus, (gr. νέος néos ‚neu‘ und lat. conservare ‚erhalten‘, ‚bewahren‘) ist eine politische Strömung. Der Begriff bezieht sich vornehmlich auf die Konservativen in den Vereinigten Staaten, dort spricht man von den Neocons.