Besinnlich sollten sie sein, ein letztes durchatmen vor der Invasion der nächsten und entfernten Verwandten.
Nicht so bei der Münchner CSU. Dort wird am Ende der letzten Stadtratssitzung des Jahres, die Weihnachtsrede traditionell, von dem ältesten Mitglied des Rates, Reinhold Babor, gehalten.
Statt der vorweihnachtlichen Zeit entsprechend, friedliche und versöhnliche Töne anzuschlagen, nutzte der Stadtrat die Gelegenheit um auf die hohe Belastung des Steuerzahlers durch die Flüchtlinge und den, aus seiner Sicht, unvermeidlich drohenden Untergang des christlichen Abendlandes durch die vielen Muslime, hinzuweisen.
Dabei hätten wir doch allen Grund dankbar zu sein.
Was haben diese Menschen für Strapazen auf sich genommen um uns Gutes zu tun und so danken wir es ihnen? Hier ein paar Beispiele für positive Nebeneffekte der Migration.
Der Kosovo und Afghanistan sind wieder sicher, das Martinsfest erlebt eine Renaissance, ebenso der christliche Glaube. Die Bürger der Republik interessieren sich verstärkt für Geographie und Geschichte und auf Facebook werden mehr politische, als kulinarische Beiträge gepostet.
War es im letzten Jahr noch schwer ein passendes Weihnachtsgeschenk für den besorgten Bürger von nebenan zu finden, wird man heute von der Vielzahl der Möglichkeiten erschlagen.
Etwas zum Lesen? Wie wäre es mit der Neuauflage von „Mein Kampf“, Princcis KaZenkrimi „Felidae“, dem Heidelberger Manifest in der Originalfassung von 1981 mit Vorwort und Anmerkungen von Björn Höcke, oder der Aufklärungsfibel „Lust und Verlangen“, des sächsischen Philologen Verband.
Weit abgeschlagen auf der Beliebtheitsskala, Goethes „west-östlicher Divan“, oder Heines „Nachtgedanken“, zu missverständlich sind die Aussagen der Dichter.
Eine Kleinigkeit? Ein Stück Heimat vielleicht? Die Deutschlandfahne im praktischen Westentaschenformat. Patriotismus to go. Sehr beliebt bei Thüringens Politprominenz.
Auch im Alltag spüren wir, den Muslimen und Juden sei Dank, eine Last von unseren Schultern genommen. Vorbei die Zeit in der wir uns über Millionen geschredderter Küken den Kopf zerbrechen mussten, uns die Augen beim Lesen des Kleingedruckten auf den Lebensmitteln, oder Kleidungsstücken die Augen verdorben haben. Keine Mastgans, kein Tiertransport, kein UGG Stiefel oder Pelzkragen stürzt uns mehr in einen Freudenraubenden Gewissenskonflikt. Was kann schlimmer sein als Schächten?
Einkaufen im Internet ist politisch unbedenklich, schließlich hindert uns die allgegenwärtige Angst vor dem Islam und dem Terror daran auf die Strasse zu gehen, ausser natürlich zu den montäglichen Nachbarschaftstreffen die ohne die Migranten erheblich weniger Anklang fänden. Dabei stärken die gemeinschaftlichen Spaziergänge nicht nur das Wir-Gefühl, sondern auch Herz und Kreislauf. Mit Beginn der Krise ist die Zahl der Thromboseerkrankungen bundesweit, erstmals seit Jahren wieder rückläufig. Experten führen das vor Allem auf die regelmäßige Bewegung an der frischen Luft zurück.
Zu beobachten ist darüber hinaus ein beginnender Dialog zwischen den Generationen. Gebannt lauschen die Jungen den Geschichten der Alten aus glorreichen Tagen, in denen Männer sich ihrer Männlichkeit noch bewusst gewesen sind.
Große Denker und Visionäre wie Bachmann und Festerling, die lange ein Dasein in Vergessenheit gefristet haben, finden neben Reichsbürgern wie Peter Frühwald, ihren Platz in der Gesellschaft.
Die AfD, eine klassische ein Themen Partei, erhebt sich wie ein Phoenix aus der Asche, auch wenn letztere, dank Martin Sonneborn von der „Partei“, knapp werden könnte.
Mobilfunk-, Rüstungskonzerne und Discounter, freuen sich über steigende Umsatzzahlen, ebenso wie Hoteliers, abseits der beliebten Touristen Routen, die, den Flüchtlingen sei Dank, eine dauerhafte Auslastung in den Büchern vermerken dürfen.
Mittel für Behörden und Schulen werden aufgestockt, 1400 neue Stellen für Lehrer geschaffen, befristete Verträge von Behördenmitarbeitern in unbefristete umgewandelt und das Budget für die öffentliche Sicherheit, erhöht.
Die FIFA steht nicht im Mittelpunkt medialen Interesses und Beckenbauer taucht zwischen den Menschenströmen aus Afghanistan und Syrien ab.
Ein erneutes ESC Debakel bleibt uns erspart und glaubt man den Aussagen der Patrioten, wird jedem heimischen Obdachlosen einen Platz an der weihnachtlichen Festtafel zuteil.
Die Kirche hofft durch die zunehmende Angst vor der Islamisierung auf eine Trendwende bezüglich der jährlich steigenden Zahl an Kirchenaustritten.
Durch die Ethnogenese wird die deutsche Staatsbürgerschaft zu einer Art Qualitätsiegel, oder wie Schopenhauer es ausgedrückt hat:
„Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein: hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.“
Der Flüchtling, Er ist an allem schuld; Eigenverantwortung, ein Relikt aus der Vergangenheit.
Der Fugitivus vulgaris als Heilmittel der nationalen Identitätskrise?
Denken Sie doch mal darüber nach Herr Babor, während Sie sich aus Angst vor Caspar, Melchior und Balthasar, unter dem heimischen Sofa verstecken. Weihrauch, Gold und Myrrhe waren ihre Gaben, nicht Tod und Verderben. Und wenn Sie schon am Denken sind, wofür mögen das „C“ und das „S“ in CSU stehen?
In diesem Sinne ein frohe und vor allem, besinnliche Weihnacht.